Draisine (HzL)

Bahnmeister-Draisine
"Draisine"
Hohenzollerische Landesbahn (HzL)
 

Ansichten
[Bilder anklicken = vergrößern + blättern]

 

      
      

 

Geschichte
Bahnmeisterdraisine Klv 12 allgemein

Mitte der 1950er Jahre besaß die noch junge Deutsche Bundesbahn (DB) für den leichten Streckenwartungsdienst die bis Ende der 40er Jahre gelieferten kleinen Motordraisinen und sogar noch unmotorisierten Gleisräder (Handhebel- und Fahrrad-Draisinen). Um diese zu ersetzen beschaffte die DB zwischen 1955 und 1962 bis zu 700 Bahnmeisterdraisinen (Bm-Draisine) der Baureihe Klv 12 (Typ "D3", Bauart 120) mit den Betriebsnummern Klv 12-4301 bis Klv 12-4999 (Klv = Kleinwagen mit Verbrennungsmotor).

Geliefert wurden diese Draisinen in mehreren Bauserien von den Firmen Martin Beilhack (MB), Draisinenbau Hamburg Dr. Alpers (DH), Frankfurter Karosserie-Fabrik Friedrich Schmitt (FKF), Industriewerke Karlsruhe (IWK) und Sollinger Hütte (SH). Bis auf die sich im Laufe der Lieferungen veränderte Ausführung der Motorhauben (3 Hauptvarianten) waren die gelieferten Fahrzeuge weitgehend gleich. Aus dieser erfolgreichen Konstruktion wurden auch die BA-Draisinen der Baureihe Klv 11 (Typ „GBA 2“, Bauart 110) entwickelt, welche in 79 Exemplaren von 1958 bis 1961 an die DB geliefert wurden.

Eingesetzt wurden die Klv 12 im gesamten DB-Streckennetz von Bahn- (Bm), Nachrichten- (Nm) und Signalmeistereien (Sigm) für leichte Arbeiten. Der Fahrer konnte mit einer Klv 12 bis zu 6 Kollegen bzw. 750 kg Werkzeug und Material direkt an eine Baustelle bringen. Von einem 28 PS starken VW-Industrie-Boxermotor angetrieben war sie für eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h zugelassen. Um die Fahrtrichtung zu wechseln, die Draisine auf der Baustelle aus dem Streckengleis zu entfernen oder im Heimatbahnhof in den oft im rechten Winkel zum Gleis angeordneten Draisinen-Schuppen zu bringen, musste die Klv 12 angehoben und gedreht werden. Hierfür ist unter dem Fahrzeugkasten zwischen den beiden Achsen eine mechanische Hebevorrichtung montiert. Diese wird über eine Handkurbel bedient, die unterhalb der Hecktür auf eine Gewindewelle gesteckt wird.

In den 1970er Jahren verfügten die Dienststellen für ihre Arbeiten über genügend größere Rottenkraftwagen und Straßenfahrzeuge, gleichzeitig grassierte auch noch das Nebenbahnsterben. Immer mehr Motordraisinen verloren durch Streckenstilllegungen ihre Einsatzfelder und oft durch Auflösung auch noch gleich ihre ganze Dienststelle. Die Bahndirektionen musterten die arbeits- und heimatlosen Fahrzeuge aus und überstellten sie „zur weiteren Verwendung“ an die Ausbesserungswerke (AW) Bremen und Nürnberg. Dort wuchsen die Reihen der zum Verkauf gesammelten Fahrzeuge stetig an. Viele der handlichen Fahrzeuge wanderten direkt in den Schrott-Container. Von den zum 31.12.1975 noch vorhandenen 280 Stück blieben bis zum 01.01.1980 nur 67 Bm-Draisinen im Bestand der DB. 1997 war es dann soweit und mit der Klv 12-4901 wurde in Kaiserslautern die letzte DB-Klv 12 ausgemustert.

Inzwischen hatten sich viele Eisenbahnfreunde dieser kleinen pflegeleichten Schienenfahrzeuge angenommen. So blieben ca. 47 Stück der Klv 12 mit ihrem typischen VW-Käfer-Motorgeräusch erhalten.

 

"Draisine" (HzL)

Die Draisine der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) hatte dort keine Betriebsnummer, sondern wurde den Unterlagen nur "Draisine" genannt. Sie wurde 1960 von Beilhack direkt an die Hohenzollerische Landesbahn (HzL) geliefert. Damit ist sie eine der sehr wenigen nicht an die DB gelieferten Draisinen der DB-Baureihe Klv 12. Technisch unterscheidet sich die "Draisine" von ihren DB-Kollegen durch das verbaute Wendegetriebe, das die DB nur ihren Bahnämter-Draisinen der Baureihe Klv 11 vergönnte. Zudem wurde die "Draisine" bei der HzL von Anfang an mit einem 3. Spitzenlicht ausgestattet.

Im Sommer 2016 wurde die Draisine von Bäcker Rail-Design in Siegen äußerlich aufgearteitet. Dabei erhielt sie wieder ihre alte orange-blaue HzL-Farbgebung und Beschriftung von 1975.

Bis zum geplanten Eintreffen der Draisine in Butzbach im Herbst 2019 ist sie im Südwestfälischen Eisenbahnmuseum in Siegen ausgestellt.

 

Technische Daten
Hersteller:                    Maschinenfabrik Martin Beilhack GmbH (MB), Rosenheim
Baujahr:                       1960
Fabrik-Nr.:                   3021
Herstellertyp:                Bahnmeister-Draisine D3
DB-Stammnummer:        Klv 12
DB-Bauart (BA):            120
Motor:                         luftgekühlter 4-Zylinder 4-Takt VW-Benzin-Motor 122
Hubraum:                     1.192 ccm
Leistung:                     20 kW (28 PS) bei 3.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit:  80 km/h (technisch)
Schaltgetriebe:             Prometheus AGN 7 (4 Gänge)
Wendegetriebe:            Prometheus WG 1-30
Bremse:                       Scheibenbremse, an allen 2 Achsen
Betriebsbremse:            Fußpedalbremse, mechanisch,
auf alle 2 Achsen wirkend
Feststellbremse:            Handhebelbremse, mechanisch,
auf die Hinterachse wirkend
Tankinhalt:                   40 l
Karosserie:                   3-türig
Länge:                         3.350 mm
Breite:                         2.000 mm
Höhe (über SO):            1.900 mm
Achsstand:                   2.100 mm
Achsfolge:                    1A
Eigengewicht:               1.530 kg
Dienstgewicht:             
zulässige Ladegewicht:     500 kg (+ 3 Personen)
zulässige Anhängelast:   2.250 kg
zugelassene Personen:   6 (davon 4 Notsitze) + 1 Fahrer
Sonstiges:                    mechanische Dreh- und Hebeeinrichtung
 
Lebenslauf (siehe auch unter nebenfahrzeuge.de)